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Sonntag, 23. August 2009

DIE ERSTEN BIKER

Das Phänomen der Rocker geht in Amerika, wo sie als Motorcycle Clubs bezeichnet werden, schon in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurück. Es handelt sich seinen Ursprüngen nach nicht um eine Jugendkultur, wie in den sechziger bis achtziger Jahren in England und auch Deutschland begriffen. Nach (polizei-)soziologischer Auffassung waren Gruppen heimkehrender Soldaten nicht in der Lage, sich wieder in das zivile Leben einzufügen und bildeten sozial geschlossene Randgruppen. Nach Aussagen früher Mitglieder der Gruppen selbst, zum Beispiel Sonny Barger, einem prägenden Mitglied der Hells Angels, war dies dem Wunsch nach fortdauernder Kameradschaft zuzuschreiben. So bezeichnen sich Mitglieder solcher Gruppen untereinander als „Brother“ (dt. Bruder). Das verbindende Element der Gruppen war das gemeinsame Motorradfahren. Aufgrund begrenzter finanzieller Mittel (und um schnelleren Fahrens willen) bildete sich als bevorzugtes Motorrad der Chopper heraus. Als wichtigstes Ereignis für ihr Selbstverständnis und ihr Bild nach außen sehen Rocker heute die Vorgänge beim Motorradtreffen in Hollister am 4. Juli 1947. Die Ereignisse wurden in dem Film „Der Wilde“ mit Marlon Brando thematisiert, vor allem aber auch dramatisiert.
Tatsächlich gab es Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern verschiedener Gruppen und der Polizei, die aber nach heutigen Maßstäben als harmlos gelten müssen. Selbst damals machten weniger die Bürger von Hollister und die Polizei als die Presse den „Hollister Bash“ zum Ereignis. Vor allem ein gestelltes Bild im Life-Magazine, das einen betrunkenen Biker auf seiner Harley, umgeben von Bierflaschen, zeigt, erregte großes Aufsehen. Die „American Motorcyclist Association“ (AMA) soll infolge von Hollister erklärt haben, nur „ein Prozent“ der Motorradfahrer sei an den Unruhen beteiligt gewesen. Die AMA dementiert 2005 gegenüber der deutschen Zeitschrift BIKERS NEWS diese Nachricht je herausgegeben zu haben. Die Legende wurde aber schon kurz nach Hollister für wahr gehalten. Daraus, es gibt auch andere Thesen, leitet sich heute der Begriff des „one-percenter 1 %“ ab, für jemanden der kompromisslos nach den Ideen der Rockerszene – mit der entsprechenden Gewaltbereitschaft – lebt.
1948 entstanden zum Beispiel die Hells Angels, heute eine der größten Gruppen dieser Szene. Der GYPSY MC ist der älteste MC Motorcycle Club der Welt. Lee Simerly gründete diesen 1932 in Maryville, Louisiana. An zweiter Stelle folgt der Outlaws MC, gegründet 1935 in der Nähe von Chicago, anfangs noch als „Mc Cook Outlaws Motorcycle Club“. Mittlerweile gibt es die Outlaws in mehr als 240 Städten in Nordamerika, Europa, Asien und Australien. In Deutschland wurden MCs, wie sich die Gruppen nach dem englischen „motorcycle club“ auch selbst nennen, ab den sechziger Jahren gegründet, meist von hier stationierten amerikanischen Soldaten, oder zumindest von ihnen inspiriert. Die deutsche MC-Szene wurde infolge des Zeitgeistes der späten 1960er und frühen 1970er schnell sehr vielfältig. Dies konnte sich die Szene bis in die späten 1990er bewahren. Dadurch, dass dann große deutsche MCs zu Unterabteilungen amerikanischer MCs wurden, nahm die Vielfalt stark ab. So wurden im November 1999 die Chapter (regionale Untervereine) des „Bones MC“ zu Chaptern des „Hells Angels MC Germany“ und der („gelbe“) Ghostriders MC wurde zum Bandidos MC. Mit den Ghostriders wechselten der Road Eagle MC Nomads und die Münchener Destroyers zu den Bandidos. Am 21. April 2001 wechselte der („schwarze“) Ghost Riders MC Germany nach 28 Jahren das Colour und wurde der Outlaws MC Germany. Von den ursprünglichen deutschen Clubs sind als größter der „Gremium MC“, ansonsten zum Beispiel „LOBO MC“, Freeway Rider´s MC, Born to be Wild MC, Rolling Wheels MC und als ältester deutsche Club der Iron Horses MC verblieben. Zahlreiche mittelgroße und kleine MCs verschwanden oder wurden von den größeren als Chapter/Charter einverleibt („patchover“), dies insbesondere in Ballungsgebieten. Entfernt von Großstädten ist eine sehr rege MC- oder MF(Motorradfreunde)-Kultur erhalten geblieben, die über die Jahrzehnte fester Bestandteil der ländlichen Kultur war. Doch auch hier ist, meist durch Gewaltandrohung, ein Auflösen vieler regionaler MC zu Gunsten der überregionalen Gruppen zu beobachten.

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